3D Druck & Wohnen – Weltpremiere: Wohnhaus mit 3D-Druck aufgestockt

3D Wohnhaus Bild: Baldauf
3D Wohnhaus Bild: Baldauf

Der 3D-Druck ist vor allem bei kleinen Kunststoffteilen bekannt. Weniger bekannt ist, dass auch schon Häuser in 3D ausgedruckt wurden. Eine der ersten dieser Art entstand in Eindhoven in den Niederlanden. Das Haus wurde aus Beton hergestellt, oder besser gesagt gedruckt, und wurde im Frühjahr 2021 bezugsbereit.

Elize Lutz und Harrie Dekkers sind die Bauherren dieses Gebäudes, welches wie ein Felsen auf einem ebenen Grundstück steht. Das Haus hat 94 m2 und ist ebenerdig. Fenster und Türen sind ganz normal eingebaut worden. Das Haus hat viele Rundungen, weshalb die Assoziation mit dem Felsen aufkommt und hat ein flaches Dach.

Moderne Formensprache mit schmalen Öffnungen

Nun ist im österreichischen Vorarlberg ein weiteres Projekt aus dem 3D-Druck dazugekommen. Das Haus war ein ebenerdiges Bestandsobjekt und hat nun einen ersten Stock – ausgedruckt in 3D – dazubekommen!

Gebaut wurde es vom Architekten André Baldauf, der gleichzeitig auch der Hausbesitzer ist. Publiziert ist die Weltpremiere des Hauses derzeit nur mit einer Bild-Animation von Baldauf. Auf dieser jedoch kann man den 3D-Aufbau des Hauses sehr gut erkennen. Dabei handelt es sich um eine moderne Formensprache mit schmalen Öffnungen.

Rasche Entstehung dank 3D Druck

Der Vorteil des 3D-Hauses ist die kurze Entstehungszeit: die Aufstockung des Hauses konnte in einer einzigen Woche gedruckt werden. Ganz so schnell geht es aber dann doch nicht, denn nach dem Druck mit Beton müssen ganz normal Fenster eingebaut, Dämmung angebracht und Fußböden gelegt werden. Ein Vorteil liegt dennoch auf der Hand.

Sauberes Bauen dank Hochtenologie

Das sonst sehr schmutzige Bauen wird mittels Hochtechnologie zur sauberen Angelegenheit. Keine schweren Ziegel werden geschleppt, Mörtel und Schalung zu montieren fallen weg. Der 3D-Drucker kann einfach Schicht für Schicht – in Würsten – das Haus ausdrucken.

Ob der 3D Druck in Zukunft dabei helfen kann, häufige Fehler beim Hausbau zu vermeiden, bleibt abzuwarten. In jedem Fall ist es aber sinnvoll, sich rechtzeitig als Bauherr und auch als Architekt mit den modernen Möglichkeiten des 3D Drucks auseinanderzusetzen. Mögliche Zeitersparnis und günstigere Kosten sprechen in jedem Fall dafür, sich mit den Chancen auseinanderzusetzen und sich zum Thema 3D Druck im Bereich Hausbau näher zu informieren.

Schritt für Schritt – zentimetergeneaues Arbeiten

Die Druckmaschine fängt unten an und hantelt sich bis zum Dach vor, Betonwurst über Betonwurst druckt der Drucker aus und legt sie fein übereinander. Dabei kann die Wurstproduktionsmaschine, der Drucker, zentimetergenau arbeiten und ist damit präziser, wie so manche konventionellen Bauarbeiter.

Ordentliche Planung ist Voraussetzung

Die moderne Bauweise ist sichtlich innovativ, denn es benötigt keine Bauarbeiter im herkömmlichen Sinn mehr. Vielmehr ist nur eine einzige Person, die den Drucker bedient und eine ordentliche Planung eines Architekten erforderlich.

Dies wird definitiv einen Wandel im Hausbau herbeiführen, wenngleich die Technologie derzeit noch in den Kinderschuhen steckt. In mehreren Ländern sind derzeit Forschungsprojekte am Laufen, meist in Verbindung mit Hochschulen, um die Technologie zu untersuchen und auszureizen.

Denn neben den Vorteilen sind auch klassische Fragen, wie die Statik zu klären. Wie wird die Armierung aus Stahl eingebracht? Oder wird gar keine Armierung benötigt?

  • Wie kann der 3D-Drucker diese Stahl-Hindernisse umgehen beziehungsweise einbinden und wie wird die statische Sicherheit gewährleistet? Diese Fragen sind wichtige Fragen für den Bau und es bedarf eines Herantastens der Experten.
  • Architekt Baldauf musste noch etwa mit den gleichen Baukosten wie ein konventionelles Haus rechnen. Jedoch ist er überzeugt, dass mit der Weiterentwicklung der 3D-Technologie die Produktionspreise früher oder später sinken werden. Damit wird der Hausbau in Zukunft billiger, setzt man auf den neuen 3D-Druck.

Der zweite Vorteil ist die kurze Bauzeit. Innerhalb einer Woche den Rohbau zu produzieren gelingt sonst nur mit Fertigbauteilen aus Beton oder Holz. Bei einem konventionellen Massivbau ist eine solche Bauzeit sowieso eine Illusion.

Durch die verkürzte Bauzeit senken sich dann auch die Kosten, da der Bau schneller umgesetzt und sozusagen die Verwertung/Vermietung/Benutzung des Hauses früher beginnen kann. Baldauf sagt, pro Stockwerk ist derzeit eine Woche Produktionszeit nötig.

Welche Vorteile bietet die neue Technologie?

Neben dem schon erwähnten Vorteilen, wie runde und organische Formen mit Leichtigkeit produzieren zu können, gibt es noch weitere Vorteile. So wird kein Material verschwendet, der Drucker arbeitet präzise und sauber, somit Material sparend. Dies betrifft allerdings nur den Beton, denn alle anderen Gewerke werden ja ganz traditionell eingebunden und sind ganz konventionell.

Offene Fragen zum Thema Umweltfreundlichkeit

Eine Frage bleibt: Wie umweltfreundlich ist die neue Technologie, denn viele Architekten und die Bauindustrie gehen mittlerweile weg vom Betonbau und bewegen sich mehr hin zu Holz oder Holzhybrid. Holz ist CO2 neutral und auch kreislauffähig und wiederverwertbar.

Gedanken zum Thema Umweltschutz und 3D Druck hat sich ein Fachmagazin (3D Grenzenlos) gemacht und zeigt hier Überlegungen, Vorteile und Risiken im Bereich Umweltschutz dieser neuen Technologie auf.

Holz wächst nach und bietet behagliche Wohnqualität. All diese guten Eigenschaften muss das gedruckte Betonhaus mit Zement erst einmal liefern können. Dennoch ist das 3D-Druckhaus eine zukunftsweisende Technologie, die so manchen Architekten und Bauherrn an seine eigene Kindheit erinnert: Ein Bubentraum quasi ist der 3D-Drucker, der jede Form – egal ob rund oder eckig – wie in der Sandkiste mit Leichtigkeit umsetzt und zu neuer Realität werden lässt.

Von David Reisner

Der Autor David Reisner beschäftigt sich mit den Themen Wohnen, Bauen,Garten, Einrichtung, Wohnideen und aktuellen Inspirationen rund um den Hausbau und aktuelle Tipps und Trends. In den Ratgebern auf Hausbau Magazin werden vom Betreiber David Reisner aktuelle Tipps umfassend und informativ dargestellt.

Privat ist Herr Reisner auf Veranstaltungen, Tanz-Festivals und Fach-Veranstaltungen im Bereich Online-Marketing anzutreffen.