Wohn Trends – Biophilic Design: Die neue Naturbelassenheit zieht ein

Biophilic Design - verbunden mit der Natur
Biophilic Design - verbunden mit der Natur

Hygge war gestern, heute wird Gemütlichkeit durch Biophilic Design erzielt. Dabei setzen Architekten auf natürliche Stoffe und schaffen mit Grün, Fasern, Holz und Co. eine gelungene Symbiose zwischen innen und außen.

Wie Wandbilder aus Moos, Stühle aus Pilzgeflecht und andere Natur-Interieur-Designideen umgesetzt werden können, zeigen diese Einblicke in die Architekten-Geheimnisse und aktuelle Trends.

Biophilen Gestaltung: Wenn Umwelt und Mensch miteinander verschmelzen

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt nicht nur Verbraucher und Regierungen, sondern ist längst auch bei den kreativen Köpfen angelangt. Architekten versuchen seit Jahren ganz bewusst, natürliche Elemente in die Innenraumgestaltung einfließen zu lassen. Daraus entstanden die sogenannten Biophilic Designs. Naturprodukte (beispielsweise Gras) werden mit modernen Designelementen (u. a. Glas) kombiniert und ergeben eine atemberaubende Symbiose.

Damit wird die Nachhaltigkeit nicht nur in der hauseigenen Energiegewinnung (beispielsweise durch Solarenergie oder Einbau von Wärmepumpen- oder Pelletheizung) aufgegriffen, sondern auch bei der Interieurgestaltung. Ziel ist es, eine visuelle Verbindung mit der Natur zu schaffen und den Blick von einer modernen Couch aus beispielsweise auf natürliche Elemente wie Moosbilder oder Holzmöbel zu richten.

Die natürlichen Materialien haben jedoch nicht nur einen optischen Effekt, sondern werden auch zur Verbesserung des Raumklimas oder der Geräuschkulisse genutzt. Im Gegensatz zu Designelementen aus Glas haben Möbel aus Holz oder Pflanzenbilder eine ganz andere Resonanzwirkung und können den Raumklang deutlich angenehmer gestalten.

Altes in neuem Glanz erstrahlen lassen: Interieurdesign wird immer nachhaltiger

Die Bewegung der biophilen Gestaltung umfasst nicht nur die Symbiose natürlicher und moderner Stile und Materialien. Sie steht auch für Nachhaltigkeit und Integration alter Schätze. Möbelstücke aus Holz, die vielleicht Gebrauchsspuren haben oder deren Oberfläche rissig ist, werden nicht weggeschmissen. Stattdessen folgt die liebevolle Aufarbeitung, um sie in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Wer möchte, kann sich Holzöl kaufen und selbst ans Werk gehen, denn mit kreisenden Pendelbewegungen lässt sich die Textur auch für ungeübte Hände schnell auftragen. Darf es ein ganz neuer Look für das Überstück aus Naturwerkstoff sein, können Lasuren oder farbige Öle für den neuen Frischekick sorgen.

Natur anders interpretiert: Bienenwaben aus Holz setzen neue Akzente

Die eigenwillige Form der Bienenwaben kennt fast jeder. Das fragil wirkende Konstrukt erinnert an einen Schwamm und fesselt den Blick durch sein unruhiges und gleichzeitig wohliges Design. Doch die Wabenstruktur hat noch einen weiteren Vorteil: Sie ist äußerst stabil. So lassen sich auch Möbelstücke, die eine hohe Last tragen müssen, mit filigraner Leichtigkeit konstruieren.

Moosbilder: Der neueste Trend, den jeder selber machen kann

Dieser grüne Hingucker erinnert nicht nur an Wald, frische Luft und Freiheit, sondern erzeugt im Handumdrehen Behaglichkeit: Moos. Neuerdings gibt es diese wohligen Emotionen sogar an der Wand. Das lästige Moos auf dem Dach kennt jeder, doch es hat mit den flauschig-angenehmen Bildern für die Wand nichts zu tun.

Verwendet werden dafür besondere Moosarten, wie das Islandmoos. Es wirkt nicht nur besonders farbintensiv und satt, sondern fühlt sich auch richtig gut an. Einmal aufgehängt, speichern die Bilder Luftfeuchtigkeit und sorgen für ein angenehmeres Raumklima. Dadurch bleibt es im Sommer schön kühl und im Winter ist die Heizungsluft weniger trocken.

Wer in den Genuss eines solchen Bildes kommen möchte, muss oft tief in die Tasche greifen. Doch es geht auch etwas einfacher, denn mit dem richtigen Moos und etwas handwerklichem Geschick können sie auch selbst gestaltet werden. Geeignet dafür sind Kugel- oder Flachmoos, vor allem für kleinere Bilder. Sollte eine größere Fläche mit Moos versehen werden, ist das Islandmoos dafür ideal.

Bevor das Grün auf den gewünschten Untergrund kommt, muss es konserviert und gut getrocknet werden. Nur so ist es auf dem Bild ca. fünf Jahre haltbar und entwickelt kaum Eigengeruch.

Tipp: Kostengünstig Moos mit Buttermilch ziehen

Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist auch bei DIY-Projekten angekommen. Dazu gehören nicht nur ein bewussterer Einkauf mit Lebensmitteln aus der Region, sondern auch das Einsparen von Transportwegen und die schonende Nutzung natürlicher Ressourcen.

Die Grundlage für die grünen Bilder, Moos, kann jeder mit etwas Geduld selbst schaffen. Hierfür wird im Garten oder Wald etwas Moos gesammelt (eine Hand voll reicht für den Anfang aus) und in Buttermilch eingelegt. Diese Mischung wird im Anschluss in einen Mixer gegeben, sodass eine dickflüssige Konsistenz besteht.

Nun wird alles auf feuchten Gartenboden geben und für ca. acht Wochen feucht gehalten. Innerhalb dieses Zeitraumes zeigt sich schon das erste Mooswachstum. Bis die gewünschte Menge für die Bildgestaltung herangezüchtet wurde, kann es allerdings mehrere Monate dauern. Dafür ist das Bild besonders nachhaltig, denn es wurde in eigener Regie gezüchtet und kann auf Wunsch immer wieder erweitert werden.

Möbelstücke aus Pilzen: Sebastian Cox aus London hat ganz neue Ideen

Pilze sind längst nicht nur leckeres Beiwerk auf dem Teller, sondern sie sind auch in Möbeln und sogar in nachhaltiger Elektronik zu finden. Der Londoner Designer Sebastian Cox machte bereits vor einigen Jahren erste Möbelbau-Experimente mit dem Myzel. Dafür verwendete er Baumpilze und Champignons, um das Geflecht für die Möbelproduktion als Alternative zum Holzbau.

Eine Lampe und ein Stuhl waren zunächst Prototypen, doch die Pilzkreationen sind längst im Innenraumdesign angekommen. So werden Wandplatten aus Pilzgeflecht beispielsweise dafür genutzt, um für eine natürliche Dämmung und eine angenehme Raumakustik zu sorgen. Dafür werden die Pilzplatten mit einem biologischen 4D-Drucker Schicht für Schicht aufgetragen und an die gewünschte Stelle montiert.

Den Wald nach Innen holen: Indoor-Bäume werden immer beliebter

Wer in einer Großstadt lebt, kennt das Problem: mangelndes Grün. Trotzdem ist die Sehnsucht nach sanft wiegenden Blättern und übrigen Bäumen ungebrochen. Ein neuer Trend setzt das um, sogar im Innenraum: Indoor-Trees. Wer ausreichend Platz und Deckenhöhe hat, schafft mit üppigen Bäumen wie einer Birkenfeige einen schönen Akzent zur Einrichtung und verbessert zusätzlich die Luftqualität.

Für alle, die weniger hohe Decken haben und sich dennoch Grün nach Hause holen möchten, gibt es eine Alternative: ein Arrangement aus klein- und mittelhohen Gewächsen. Sie lassen sich flexibel im Raum aufstellen und sorgen für optische grüne Akzente. Zusätzlich fungieren sie auf Wunsch auch als Raumteiler, als mobiler Sound-Verbesserer oder machen einfach nur gute Laune.

 

Von David Reisner

Der Autor David Reisner beschäftigt sich mit den Themen Wohnen, Bauen,Garten, Einrichtung, Wohnideen und aktuellen Inspirationen rund um den Hausbau und aktuelle Tipps und Trends. In den Ratgebern auf Hausbau Magazin werden vom Betreiber David Reisner aktuelle Tipps umfassend und informativ dargestellt.

Privat ist Herr Reisner auf Veranstaltungen, Tanz-Festivals und Fach-Veranstaltungen im Bereich Online-Marketing anzutreffen.