Bienen sind sehr wertvolle Nutztiere. Die emsigen Insekten sammeln den Nektar von Blüten sowie Honigtau, also die zuckerhaltigen Exkremente diverser Kleininsekten, wie z. B. von Schildläusen.
Aus diesen wässrigen Säften können wir Menschen u. a. den schmackhaften und gesunden Honig herstellen oder sie als Grundlage für industrielle Produkte nutzen. Daneben bestäuben Bienen auf ihren Nahrungsrundflügen unzählige Pflanzen und gelten als fleißige Pollensammler.Vor allem ihnen verdanken wir den so unendlich wichtigen Ertrag an unseren Obstbäumen. Als solche sind sie nicht nur für unseren leckeren Honig wichtig, sondern ein unverzichtbarer Teil des ökologischen Gleichgewichts, der Nahrungskette und – in der Tat – unseres Überlebens.
#Gartentipps Bienen halten im eigenen Garten! – Grundkenntnisse und Einführung in die Imkerei – Der Gartencoach
Indes machen es Umweltprobleme den Tieren bisweilen schwer. Hinzu kommt der oft verheerende Befall ganzer Bienenvölker durch einen Parasiten, die gefürchtete Varroamilbe. Ein solcher Befall ist in Österreich meldepflichtig, da er ganze Bienenstöcke vernichten kann.
Es gibt also diverse Angriffspunkte, die mitunter auch eine Dezimierung der Bienen zur Folge haben können und denen wir unbedingt entgegen wirken wollen, sollen und müssen.
Um dem Bienensterben keine Chance zu geben, ist das Halten von Bienen grundsätzlich jedem erlaubt und auch erwünscht. Es bietet sich jedoch an, fundierte Grundkenntnisse zur Bienenhaltung zu erwerben und sich ggf. auch einem Imkerverband anzuschließen.
Zu den Kenntnissen eines Imkers gehört dabei auch das Wissen über die gesetzlichen Regeln.
Das Halten von Bienen ist in Österreich meldepflichtig. Die Anmeldung als Neuimker oder Neuimkerin hat binnen 7 Tagen zu erfolgen. Darüber hinaus werden die Daten zu den Beständen zweimal im Jahr (zu den Stichtagen 30. Juni und 31. Dezember) aktualisiert.
In diesem kleinen Ratgeber soll es um die Frage gehen, was die aktuelle gesetzliche Regelung in Österreich vorsieht, wie weit Bienen vom Nachbarn entfernt sein müssen.
Dabei wird natürlich auch der Tatsache Rechnung getragen, dass diese fleißigen Insekten recht wehrhaft sind. Die süßen Pflanzensäfte, die sie saugen, dienen ihrer Ernährung und der ihrer Larven sowie zum Nestbau. Sie überlassen uns ihre gesammelten Schätze also nicht freiwillig, zumal diese Tiere Vorräte anlegen, z. B. für den Winter. Wenn Imker ihren Bienen diese Rohstoffe abnehmen, müssen sie ihnen einen Ersatz dafür geben, um sie über den Winter zu bringen.
Gibt es besondere Regeln zum Halten von Bienen?
Ja und nein. Grundsätzlich kann jede Person Bienen halten, wenn die geltenden Regeln eingehalten werden. Das Halten von Bienen ist in Österreich meldepflichtig. Besondere Vorkenntnisse werden nicht erfragt, sind jedoch ausdrücklich ratsam.
Zumindest das österreichische Bienenzuchtgesetz sollte jeder Halter oder jede Halterin von Bienen kennen. Das sichert nicht nur den Erfolg der Bienenzucht, sondern dient auch dem Wohl der Bienen und der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben gegenüber der Nachbarschaft.
Dürfen Bienen in Wohngebieten gehalten werden?
Das Halten von Nutztieren ist aufgrund der Auslegung der Raumordnungsgesetze der jeweiligen österreichischen Landesbehörde in Wohngebieten nicht erlaubt, da sie eine Beeinträchtigung der Nachbarn mit sich bringen können. Dieses Raumordnungsgesetz folgt einer Grundsatzentscheidung des Verwaltungsgerichtshofes.
Bei Bienen gibt es dafür eine etwas abgeänderte Auslegung.
Da Bienen auch zu den Nutztieren gehören, trifft diese Regelung auf das Halten von Bienenstöcken aber dennoch nur dann nicht zu, wenn es sich um Bienenstöcke handelt, die es am jeweiligen Ort bereits seit Jahrzehnten gibt, die also als „ortsüblich“ gelten.
Angesichts der Tatsache, dass es mehr Bienen braucht, steht dieses Gesetz und seine Auslegung auf dem Prüfstand, denn das Halten von Bienenstöcken ist eigentlich durchaus gewünscht und soll deshalb auch in Wohngebieten erleichtert werden.
Gibt es besondere Regeln für das Halten von Bienen und besondere Abstandsregeln gegenüber der Nachbarschaft?
Ja, die gibt es selbstverständlich. Grundsätzlich darf von der Haltung von Haus- oder Nutztieren keine Gefahr oder Beeinträchtigung der Nachbarn erfolgen.
So gibt es z. B. einen Flächenwidmungsplan, der u.a. Dorfgebiete und Grünland vorsieht. In diesen Gebieten gibt es komplett keine Probleme mit dem Aufstellen von Bienenstöcken.
Es handelt sich hierbei um landwirtschaftlich genutzte Flächen, Gebiete mit Streuobstwiesen und bäuerlich genutztes Land sowie um Gebiete der Land- und Forstwirtschaft oder Ortsränder.
In bewohnten Gebieten sind jedoch strengere Regeln einzuhalten. Diese richten sich auch nach der Flugrichtung der Bienen und der Möglichkeit des Bienenschwärmens.
Welche Regeln gelten für das Halten von Bienen gegenüber der Nachbarschaft?
- Völlig unproblematisch ist das Aufstellen von Bienenstöcken überall dort, wo genügend Platz besteht und keine Beeinträchtigung zu erwarten ist. Ist so viel Platz nicht gegeben, gilt natürlich auch die Regel der gegenseitigen Rücksichtnahme.
- Grundsätzlich können Bienenstöcke im eigenen Garten aufgestellt werden. Es empfiehlt sich aber dennoch, das Einverständnis des Nachbarn einzuholen. In Wohngebieten oder in sensiblen Bereichen gibt es darüber hinaus ganz konkrete Abstandsregeln.
Gelten besondere Abstandsmaße gegenüber den Nachbarn in Bezug auf das Aufstellen von Bienenstöcken?
Sofern es sich um bewohnte Gebiete handelt, ja. Bienen sind an sich sehr kleine Tiere und als Haustiere sehr autonom und prinzipiell pflegeleicht. Ein Bienenstock kann aber gut und gerne 20000 Individuen enthalten und deshalb gelten hier natürlich auch Regeln, die es zu beachten gilt.
Grundsätzlich können Bienen überall gehalten werden, wenn sich das natürliche Umfeld dazu eignet. Das bedeutet, dass u. U. auch auf dem heimischen Balkon oder einer Terrasse sowie in kleinen Gärten die Bienenhaltung möglich ist.
Wichtig ist das Einhalten bestimmter Mindestabstände und die Sorge, dass dem Nachbarn durch das Halten der eigenen Bienen kein unverhältnismäßiger Schaden entsteht.
Welche konkreten Abstände zum Nachbarn sind in Österreich beim Halten von Bienenstöcken einzuhalten?
Die Abstände gegenüber dem Nachbarn, in denen Bienenstöcke aufgestellt werden dürfen, beziehen sich auf die Flugrichtung der Bienen. Hier gilt ein Abstand von mindestens 10 Metern.
Dieser bemisst sich auf einen Halbkreis vor dem Stock. Diese Bemessung richtet sich nach dem natürlichen Flugverhalten der Tiere. So halten es die Tiere für gewöhnlich, wenn sie aus dem Stock kommen und kein Hindernis ihr natürliches Flugverhalten beeinträchtigt. Erst nach diesen 10 Metern steigen die Bienen für gewöhnlich in eine Höhe, die die Körpergröße eines Menschen übersteigt.
Anders verhält es sich, wenn die Flugbahn der Tiere begrenzt ist, die Tiere also nicht den typischerweise genutzten Raum zum Aufsteigen in größere Höhen ausnutzen können. So etwa, wenn ein Zaun oder eine andere Begrenzung von mindestens 2,50 Metern in unmittelbarer Nähe des Bienenstocks und an der Grundstücksgrenze steht, dann können die Tiere die Strecke von 10 Metern natürlich nicht nutzen und müssen mit weit weniger Raum vorlieb nehmen, um aufzusteigen. Bei dem genannten Beispiel würde dann ein Abstand von 4 Metern ausreichen. Vor einem noch höheren „Hindernis“ für die Flugbahn der Tiere sollte man jedoch keinen Bienenstock aufstellen, weil das für die Tiere schwierig ist.
Ist der Abstand von 10 Metern für alle Nachbarschaften gleich gültig?
Nein. Nachbarn können z. B. auch Kindergärten, Altenheime oder Spitäler sein. Hier gilt natürlich ein größerer Abstand, da es sich um besonders geschützte Einrichtungen oder um besonders vulnerable Bewohner in der Nachbarschaft handelt. In diesen Fällen ist ein Abstand von mindestens 50 Metern einzuhalten. Die gleichen Regeln gelten bei Schulen oder Freibädern als Nachbarn.
Welche weiteren Abstandsregeln gelten gegenüber der Nachbarschaft?
Nähere Bestimmungen für das Halten von eigenen Bienen regelt das Bienenzuchtgesetz des Bundeslandes, in dem der Eigentümer oder die Eigentümerin des Bienenvolkes oder der Bienenvölker lebt.
In Betracht gezogen werden sollte aber auch, dass es sich hier nicht nur um den Abstand des eigenen Bienenvolkes vom Nachbarn generell handelt, sondern, dass auch der Nachbar Bienen halten könnte.
Hier gilt zu beachten, dass Bienen die Neigung zum Schwärmen entwickeln können. Die jeweils betreuten Bienen gehören dem Besitzer der Bienenvölker, der somit Rechte und Pflichten eingeht, sowohl im Umgang mit den Bienen als auch deren Haltung betreffend.
Um auf der sicheren Seite zu sein, um Ärger mit Nachbarn und Behörden zu vermeiden, um Verluste von Bienen (durch das Schwärmen) und ihren Produkten möglichst zu vermeiden, ist es ein klarer Vorteil, wenn ein Neu-Imker oder eine Neu-Imkerin sich grundsätzliche Kenntnisse aneignet und sich an Vorgaben und Regeln hält. Auch ein gutes Einvernehmen mit dem Bewohner des Nachbargrundstückes ist stets von Vorteil.
