Nachhaltigkeit gewinnt in allen Bereichen des Bau- und Gebäudemanagements an Bedeutung – auch in der professionellen Reinigung. Studien zeigen, dass bis zu 30 % der laufenden Betriebskosten moderner Bürogebäude auf Reinigung und Instandhaltung entfallen. Gleichzeitig wächst der Druck auf Unternehmen, ihre CO₂-Bilanz zu verbessern und Ressourcen zu schonen.
Im Bereich der Gebäudereinigung bedeutet das: weniger Chemikalien, geringerer Wasserverbrauch, energieeffiziente Maschinen und eine durchdachte Planung. Nachhaltige Reinigungskonzepte zielen nicht nur auf Umweltfreundlichkeit ab – sie erhöhen auch die Qualität der Dienstleistung und tragen zur Werterhaltung der Immobilie bei. Dabei spielen Planung, Produktwahl und die Qualifikation des Reinigungspersonals eine zentrale Rolle.
Auswahl der richtigen Materialien und Reinigungsmittel
Ein nachhaltiges Reinigungskonzept steht und fällt mit der Wahl der eingesetzten Produkte. Besonders wichtig ist der Einsatz von Reinigungsmitteln, die umweltfreundlich, effizient und gesundheitlich unbedenklich sind. Zertifizierungen wie das EU Ecolabel, der Blaue Engel oder die Cradle-to-Cradle-Kennzeichnung geben hier klare Orientierung.
Solche Mittel sind biologisch abbaubar, enthalten keine aggressiven Tenside und sind in der Regel phosphatfrei. Sie schützen empfindliche Oberflächen, verbessern die Raumluftqualität und minimieren Gesundheitsrisiken für das Reinigungspersonal wie auch für die Gebäudenutzer.
Empfohlene Produkte und Systeme für nachhaltige Reinigung:
Anwendungsbereich | Produktbeispiel | Besonderheit |
Allzweckreiniger | Greenspeed San Daily | EU Ecolabel, tensidfrei |
Sanitärreiniger | Zitronensäure-/Milchsäurebasis | pH-neutral, kalklösend, schonend |
Bodenreinigung | Tana Green Care | Cradle-to-Cradle-zertifiziert |
Dosiersysteme | DosiFlow | Vermeidet Überdosierung, spart Ressourcen |
Auch bei Reinigungsgeräten lohnt sich der Blick auf die Umweltbilanz. Maschinen mit Energiesparfunktionen, Wasserrückgewinnungssystemen oder niedrigem Lautstärkepegel fördern nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die Arbeitsbedingungen des Reinigungspersonals.
Checkliste: Nachhaltige Reinigungsmittel erkennen
✔ EU Ecolabel oder Blauer Engel vorhanden
✔ Kein NTA, EDTA oder Phosphonate enthalten
✔ pH-Wert ≤ 10
✔ Angaben zur biologischen Abbaubarkeit im Sicherheitsdatenblatt
✔ Verpackung recyclingfähig oder nachfüllbar
Ein gutes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz solcher Konzepte ist das Unternehmen SERVIMONDA. In einem Bürogebäude mit 2.400 m² Nutzfläche stellte der Dienstleister die gesamte Reinigungsleistung auf nachhaltige Mittel und Methoden um. Zum Einsatz kamen umweltzertifizierte Reiniger, energiesparende Maschinen wie Nasssauger mit Eco-Modus sowie ein digital abgestimmter Reinigungsplan.
Ergebnisse nach 6 Monaten Umstellung:
- –18 % Wasserverbrauch
- –23 % Materialeinsatz
- 0 % Qualitätsverlust
- +100 % Nachvollziehbarkeit durch digitale Dokumentation
Effizienz durch Digitalisierung und Planung
Neben der Produktauswahl spielt auch die Organisation der Reinigung eine zentrale Rolle. Moderne Softwarelösungen und digitale Werkzeuge eröffnen neue Möglichkeiten, um Reinigung gezielt, flexibel und ressourcenschonend zu steuern.
Gerade in Bürogebäuden mit wechselnder Auslastung – etwa durch flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice – ist eine starre Reinigung nach festem Zeitplan weder wirtschaftlich noch nachhaltig.
Digitale Tools zur Planung und Steuerung:
Tool/Software | Funktion | Einsatzbereich |
PlanRadar | Reinigungspläne, Ticket-System, Dokumentation | Objektverwaltung, Reinigung, Wartung |
CleanoSmart | Digitale Tageslisten, Zeiterfassung, Qualitätskontrolle | Unterhaltsreinigung, Dienstleister |
Tork Vision Cleaning | Sensorgestützte Belegungs- und Verbrauchserfassung | Sanitärräume, stark frequentierte Zonen |
Sensorbasierte Systeme ermöglichen die Reinigung „on demand“ – also nur dann, wenn ein tatsächlicher Reinigungsbedarf besteht.
Ablaufbeispiel einer sensorgestützten Bedarfsmeldung:
- Bewegungssensor erkennt hohe Frequentierung in einem Sanitärbereich
- Schwellenwert (z. B. 80 Nutzungen) wird überschritten
- Automatischer Reinigungsauftrag wird im System erzeugt
- Reinigungskraft erhält mobile Benachrichtigung
- Reinigung erfolgt – mit digitalem Nachweis der Ausführung
Diese intelligente Steuerung reduziert nicht nur unnötige Einsätze, sondern minimiert auch den Verbrauch von Wasser, Energie und Reinigungsmitteln. Gleichzeitig entsteht eine vollständige Dokumentation, die im Rahmen von Audits, Qualitätsprüfungen oder bei Kundenanforderungen als Nachweis dient.
Schulung und Qualifikation des Reinigungspersonals
Damit nachhaltige Reinigungsprozesse langfristig funktionieren, braucht es gut geschultes Personal. Die Wahl umweltschonender Reinigungsmittel und effizienter Geräte allein reicht nicht aus – erst die korrekte Anwendung im Alltag macht den Unterschied. Schulungen vermitteln das notwendige Fachwissen, um Ressourcen zielgerichtet einzusetzen, moderne Maschinen energiesparend zu nutzen und geltende Hygienestandards konsequent einzuhalten.
Einige Dienstleister haben aus diesem Grund ein strukturiertes Schulungskonzept etabliert, das jährlich überarbeitet und an neue Anforderungen angepasst wird. Die Inhalte reichen von Produktschulungen über Arbeitsschutz bis hin zu Themen wie Nachhaltigkeit und Kundenkommunikation.
Beispiel für einen modularen Schulungsplan:
Modul | Dauer | Zielsetzung |
Einführung in umweltfreundliche Reinigungsmittel | 2 Std. | Zusammensetzung, Wirkung, Anwendung |
Gerätekunde & energiesparende Nutzung | 3 Std. | Effizienter Einsatz von Reinigungsmaschinen |
Umgang mit Gefahrstoffen & Arbeitsschutz | 2 Std. | Sicherheit am Arbeitsplatz, rechtliche Vorgaben |
Nachhaltigkeitsworkshop | 2 Std. | Verstehen von Umweltzielen, Motivation zur Umsetzung |
Neben formalen Schulungseinheiten fördern regelmäßige Team-Meetings den offenen Austausch zwischen Reinigungspersonal und Objektleitung. Dabei werden Probleme angesprochen, Erfahrungen geteilt und Verbesserungen gemeinsam erarbeitet.
Diese enge Kommunikation reduziert Fehlerquellen, verbessert die Arbeitsatmosphäre und stärkt die Mitarbeiterbindung – ein wichtiger Faktor in einem Dienstleistungsbereich mit traditionell hoher Fluktuation.
Vorteile für Unternehmen und Nutzer
Ein gut durchdachtes, nachhaltiges Reinigungskonzept zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus – sowohl für Unternehmen als auch für die Menschen, die täglich in den Gebäuden arbeiten. Die positiven Effekte reichen von finanziellen Einsparungen über ökologische Verbesserungen bis hin zu gesundheitlichen Vorteilen.
Wirtschaftliche Vorteile:
- Effizientere Nutzung von Reinigungsmitteln und Verbrauchsmaterialien senkt die Betriebskosten.
- Böden, Oberflächen der Büromöbel und Einrichtungen werden durch schonende Verfahren langfristig erhalten.
- Durch digitale Erfassung lassen sich Reinigungszyklen besser planen und dokumentieren, was Nacharbeiten reduziert und Transparenz schafft.
Ökologische Vorteile:
- Der CO₂-Ausstoß sinkt durch den Einsatz energieeffizienter Geräte und reduzierten Materialverbrauch.
- Wasser und Chemikalien werden gezielt und in geringeren Mengen eingesetzt, ohne die Reinigungsqualität zu beeinträchtigen.
- Nachfüllbare Behälter und langlebige Materialien vermeiden unnötigen Verpackungsmüll und tragen zur Abfallvermeidung bei.
Gesundheitliche Vorteile:
- Die Raumluftqualität verbessert sich durch den Verzicht auf aggressive oder stark parfümierte Reinigungsmittel.
- Allergene und potenziell reizende Stoffe werden reduziert, was das Risiko für Haut- oder Atemwegserkrankungen senkt.
- Ein sauberes, schadstoffarmes Arbeitsumfeld steigert das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden.
Konkrete Wirkung auf die Arbeitsgesundheit:
Einflussfaktor | Wirkung laut Studienlage |
Raumluftqualität | –0,8 % krankheitsbedingte Ausfälle laut IFMA-Studie |
Reinigungsmittel ohne VOCs | Weniger Reizungen der Atemwege, bessere Konzentration |
Reduzierung feiner Staubpartikel | Geringeres Risiko für Allergien und Asthma |
Diese Vorteile wirken sich nicht nur kurzfristig auf die Betriebskosten aus, sondern stärken langfristig das Image eines Unternehmens – sowohl intern als auch gegenüber Kunden, Investoren und Mitarbeitenden.
Fazit & Umsetzung
Nachhaltige Reinigung ist längst kein reines Umweltthema mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil moderner Gebäudebewirtschaftung. Sie verbindet ökologische Verantwortung mit betriebswirtschaftlicher Effizienz und schafft messbare Vorteile für alle Beteiligten – vom Reinigungsteam über die Gebäudenutzer bis zur Unternehmensführung.
Durch den gezielten Einsatz umweltschonender Produkte, digitaler Planungstools und gut geschulter Fachkräfte lassen sich nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch Abläufe optimieren und die Servicequalität steigern.
Wer Nachhaltigkeit systematisch in die Reinigungsstrategie integriert, steigert die Attraktivität der Immobilie, stärkt das Unternehmensimage und reduziert langfristig Betriebskosten. Damit wird Gebäudereinigung zu einem strategischen Hebel für moderne Facility Manager, die Verantwortung, Effizienz und Zukunftsfähigkeit miteinander verbinden wollen.
Drei konkrete Schritte für die Umsetzung in der Praxis:
- Status quo analysieren
Verbrauch von Wasser, Energie und Reinigungsmitteln erfassen, Prozesse und Produkte überprüfen, mögliche Schwachstellen identifizieren. - Pilotprojekt starten
Ein Gebäudeabschnitt oder ein definiertes Objekt nachhaltig umstellen – mit klarer Zielsetzung und regelmäßiger Begleitung durch Objektleitung oder externe Partner. - Ergebnisse messen und Konzept skalieren
Reinigungsqualität, Ressourceneinsparung und Mitarbeiterfeedback auswerten, Kennzahlen vergleichen und die nachhaltige Vorgehensweise auf weitere Objekte übertragen.